Peter Speyer (1883 – 1943) war von 1930 bis 1933 Mitglied des RC Frankfurt am Main.

Speyer stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Berlin. Er war evangelisch, als er 1911 in Straßburg Greta Steinthal heiratete. Einer der Trauzeugen war der Ehemann von Speyers Schwester, der sozial sehr engagierten, künstlerisch interessierten Edith Mendelssohn-Bartholdy (1882 – 1969), Ludwig Mendelssohn-Bartholdy (1878 – 1918), der Bankdirektor in Leipzig war, ein Enkel des berühmten Komponisten. Das Ehepaar bekam drei Kinder, die zwischen 1913 und 1917 im Elsass geboren wurden.

1923 war Speyer Mitinhaber und Leiter der Firma Mohr & Speyer in Frankfurt am Main, einem Unternehmen, das Bekleidung aller Art herstellte und vertrieb sowie mehrere Niederlassungen hatte (u. a. in Stuttgart). 1927 fusionierte das Unternehmen und wurde in die Vereinigte Uniform-AG Mohr & Speyer, Jacob Weis, Feldstein & Berger umgewandelt. Zusätzlich zum bisherigen Geschäft wurden nun auch Uniformen hergestellt und vertrieben; Vorstandsmitglieder waren Peter Speyer und Ernst Weis.

1930 wurde er zur Mitgliedschaft in den RC Frankfurt am Main eingeladen, er hatte die Klassifikation „Uniformfabrikation“. Im August 1932 schied er einvernehmlich als Gesellschafter der Aktiengesellschaft aus; zugleich wurden die Zweigniederlassungen der Aktiengesellschaft in Stuttgart und Karlsruhe ausgegliedert und von Speyer unter dem Firmennamen Mohr & Speyer Stuttgart GmbH selbstständig weitergeführt. Die Quellen lassen nicht eindeutig erkennen, ob Speyer wegen seiner jüdischen Abstammung oder wegen seines Umzugs nach Stuttgart im März 1933 infolge der Firmenverlegung aus dem RC ausschied. Wahrscheinlich emigrierte er infolge der antisemitischen NS-Politik 1934 nach Frankreich. 1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Als die Eheleute Speyer im Januar 1939 ihr Frankfurter Haus verkaufen mussten, wohnten sie in Neuilly-sur-Seine. 1943 wurde Peter Speyer in Nizza verhaftet und in das Lager Drancy abtransportiert. Von dort erfolgte am 2. September 1943 seine Deportation nach Auschwitz, wo er ermordet wurde. Seine Frau und seine drei Kinder überlebten, ebenso sein Bruder Wilhelm (1887 – 1952), ein Schriftsteller, der bereits 1933 über Österreich und Frankreich (1938) in die USA (1941) flüchtete; auch seine Schwester Edith emigrierte 1936.

© empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer / Ulrich Soénius, „Peter Speyer“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand August 2023]
https://memorial-rotary.de/members/818