Dr. Arthur Menge (1884-1965) war im April 1932 Gründungsmitglied des RC Hannover und gehörte ihm bis zur Auflösung 1937 an.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und seiner Promotion trat Menge 1913 sogleich in die Dienste der Stadt Hannover ein und machte rasch Karriere. Im Alter von 30 Jahren war er Senator für Industrie, Wirtschaft und Ernährung und wurde bald Direktor der hannoverschen Straßenbahn. Er trat in die konservative Deutsch-Hannoversche Partei ein, wurde 1919 erstmals, 1924 erneut in das Bürgervorsteherkollegium gewählt. Im Alter von nur 39 Jahren wurde er 1925 zum Oberbürgermeister gewählt. 1919 bis 1933 gehörte er auch dem hannoverschen Provinziallandtag an. In seine Amtszeit fielen kommunalpolitisch wichtige Maßnahmen wie die Anlage des Maschsees.

Vor diesem Hintergrund lag es nahe, dass er im April 1932 Gründungsmitglied des RC Hannover wurde. Es scheint, dass er aufgrund seiner dienstlichen Verpflichtungen kein sehr aktiver Rotarier sein konnte.

Menge hatte seine „Geringschätzung des Parlamentarismus der Weimarer Zeit“ nie verheimlicht (Röhrbein, S. 513). Da er sich – wie seine Partei und ihre Wähler – gegen Ende der Weimarer Republik „immer weiter nach rechts orientiert hatte [,erschien er] den Nationalsozialisten 1933 politisch weiterhin tragbar“ und konnte weiter amtieren; allerdings „gleichgeschaltet oder angepasst – unter nationalsozialistischer Oberherrschaft“ (Röhrbein, S. 511). Zeitweise war er förderndes Mitglied der SS, möglicherweise ein „taktisches Zugeständnis“ (Benne“), um ohne Parteimitgliedschaft weiter Oberbürgermeister bleiben zu können. Ohne seine rechtskonservative Haltung aufzugeben, entfernte Menge, der einen autoritären Führungsstil pflegte, sich nach 1933 aber von der Linie der Nationalsozialisten; er soll die Nationalsozialisten im kleinen Kreise auch als „größenwahnsinnige Verbrecher“ bezeichnet haben. Diese dagegen meinten, im Rathaus von Hannover sei „ihre Machtübernahme […] bei einer Gleichschaltung steckengeblieben“. Julius Streicher, Gauleiter in Franken und Herausgeber des NS-Hetzblatts „Der Stürmer“, wurde 1935 einer von Menges heftigsten Kritikern. Die Kritik eskalierte 1937, als Menges Wiederwahl anstand: Seine Bewerbung kam nicht in die Endauswahl, er wurde als Freimaurer beschimpft und ihm wurde vorgeworfen, „Hannover sei in der Judenfrage besonders rückständig“. Am 11. August wurde ihm nach Ablauf seiner zwölfjährigen Amtszeit die Entlassungsurkunde ausgehändigt. Fortan nahm er unterschiedliche Engagements in der Wirtschaft wahr. Dem RC Hannover gehörte er bis zur Auflösung an.

Mit fortschreitendem Krieg kam er in Kontakt mit dem ihm aus den Gremien der kommunalen Selbstverwaltung seit den 1920er Jahren bekannten Carl Goerdeler. Im Februar 1943 trafen beide sich in Berlin, im November in Hannover und im Februar 1944 in Baden-Baden während Menges dortiger Kur. Sie sprachen über Widerstand und anschließende Regierungspläne; Goerdeler setzte Menge auf seine Liste „Politischer Beauftragter“. Daraufhin wurde Menge am Tage nach Stauffenbergs Attentat in Bad Kissingen als Mitverschwörer festgenommen und kam in Haft, zum Jahresende wurde die Zahlung seiner Bezüge eingestellt. Im Februar wurde er zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er die Putschpläne nicht angezeigt hatte.

Nach dem Krieg wurde er Mitglied der Niedersächsischen Landespartei, der Nachfolgeorganisation der Deutsch-Hannoverschen Partei, und Ende 1945 zu deren Vorsitzenden gewählt. Er verabschiedete sich aber schließlich vor einer möglichen politischen Karriere, sei es aus gesundheitlichen Gründen, sei es, weil er die Aussichtslosigkeit seiner politischen Vorstellungen einer monarchischen Regierungsform einsah.

1950 wurde er erneut Mitglied des RC Hannover und dessen Ehrenmitglied. Sein Bild in der Erinnerungskultur bleibt ambivalent und umstritten.

Empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer / Oliver Werner, „Arthur Menges“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Oktober 2023]
https://memorial-rotary.de/members/967

Dr. jur. Arthur Menge