Der Sohn eines in den 1870er Jahren in Aachen beschäftigten Architekten und Stadtplaners studierte in Tübingen, Montpellier, Grenoble und Bonn Rechtswissenschaften. Nach seiner Promotion trat er 1900 in den preußischen Staatsdienst ein und wurde 1907 Leiter der Deutschen Pfandbriefanstalt in Posen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er 1919 zunächst für kurze Zeit Landrat des Kreises Recklinghausens und kehrte dann ins staatliche Finanzwesen zurück. Von 1919 bis 1933 war er Finanzpräsident von Braunschweig und Präsident der Braunschweigischen Staatsbank, außerdem auch der Feuer- und Lebensversicherungsanstalten und der Landessparkasse.

Diese herausragenden Funktionen, vielleicht auch seine Auslandserfahrungen im Studium in Frankreich, prädestinierten ihn als ein Gründungsmitglied des RC Braunschweig, der im März/April 1931 gegründet und gechartert wurde. Nebenbei interessierte er sich auch für den Golfsport und gehörte zu den Gründern des Braunschweiger Golfclubs.

Stübben war katholisch, zwar parteilos, galt aber der seit Oktober 1930 im Freistaat Braunschweig in einer Koalition mit der DNVP regierenden NSDAP als zentrumsnah und ihr politischer Widersacher. Während der Bankenkrise seit 1931 nutzen die Nationalsozialisten, unterstützt von der Braunschweigischen Landeszeitung, die politische Stimmung für eine Hetzkampagne gegen Stübben, unter anderem in einem Untersuchungsausschuss. Stübben wehrte sich in einem über mehrere Instanzen gehenden Rechtsstreit, den er zwar gewann, der ihn aber gesundheitlich so mitnahm, dass er im Januar 1932 seine Beurlaubung beantragen musste. Vermutlich in diesem Zusammenhang dürfte er den RC verlassen haben. Ende 1932 sah er sich gezwungen, einem Vergleich zuzustimmen, um wenigsten einen Bruchteil von 20 Prozent seiner Pensionsansprüche zu retten.

Da Stübben in eindeutiger Gegnerschaft zur NSDAP stand und massiv von den Nationalsozialisten bekämpft wurde, muss er zu den – sogar schon vor der Machtergreifung im Deutschen Reich – diskriminierten Rotariern gerechnet werden. Er zog schließlich nach Berlin und starb dort im Alter von nur 65 Jahren.

© Empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer, „Oskar Stübben“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Mai 2022]; URL: https://memorial-rotary.de/members/626

Dr. Oskar Stübben