Paul Kurt Rudolf Lindner (1874 - 1959) war von 1932 bis April 1933 Mitglied des RC Zwickau-Glauchau.

Lindner stammte aus einem religiös geprägten Lehrerhaushalt und studierte nach seinem Abitur auf der Fürstenschule St. Afra in Meißen ab 1895 an der Universität Leipzig evangelische Theologie und Pädagogik. Nach seinem Abschluss bereits nach sieben Semestern absolvierte er Ausbildungsstationen in Südfrankreich, in der Schweiz, in Baden-Baden und Dresden. Nach seinem zweiten Staatsexamen (1900) wurde er Lehrer an der Realschule in Oschatz (1903 Oberlehrer) und heiratete 1901 Helene Großmann, die älteste Tochter von Karl Gustav Grossmann (1843 – 1900), des Gemeindevorstands von Plauen und Landtagsabgeordneten von Dresden-Plauen; das Ehepaar hatte zwei Kinder.

1906 wurde Lindner Pfarrer in Gottleuba, 1915 wechselte er nach Rötha bei Leipzig. 1925 wurde er zum Pfarrer der Kirche St. Georgen in Glauchau gewählt und übernahm zugleich als Superintendent die Betreuung des industriell geprägten Kirchenbezirks Borna.

1932 wurde er Mitglied des RC Zwickau-Glauchau, wo er im Meeting am 16. Februar 1933 noch einen Vortrag über „Religion und Kultur“ hielt; zwei Monate später, im April 1933, trat er aus.

Als Mitglied der Bekennenden Kirche, einer Oppositionsbewegung gegen den Nationalsozialismus, wurde Lindner von Adolf Müller (1876 – 1957), dem Oberlandeskirchenrat von Sachsen, einem „Deutschen Christen“, der bereits 1931 in die NSDAP eingetreten war, mehrfach massiv gedrängt, seine Haltung zu ändern.

Spätestens Januar 1934 hatte er sich bereits dem im September 1933 gegründeten Pfarrernotbund angeschlossen, der gegen die Einführung des Arierparagraphen in der evangelischen Kirche Stellung nahm. Im April 1934 und erneut im September 1937 wurde er von seinem Amt als Superintendent beurlaubt bzw. dieses Amtes enthoben. 41 der geistlichen Amtskollegen seines Kirchenbezirks protestierten im Oktober 1937 schriftlich gegenüber dem Reichskirchenministerium in Berlin gegen die Abberufung.

Mit Erreichen des Pensionsalters wurde er gegen seinen ausdrücklichen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Anschließend lebte er in Dresden, wo er gelegentlich zur Unterstützung der Pfarrer an die Apostelkirche in Dresden-Trachau abgeordnet wurde; sodann nach der dortigen Ausbombung im Februar 1945 in Radebeul und in Kötzschenbroda; er blieb lange weiter seelsorgerisch tätig.

© empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer, „Paul Kurt Lindner“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Januar 2024]
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