Harald Hansen (1882-1940) war im Juni 1929 Gründungsmitglied des RC Leipzig und gehörte ihm bis zur Auflösung 1937 an.

Hansen stammte aus einer hanseatischen Juristenfamilie und wurde 1917 als Rechtsanwalt am Reichsgericht zugelassen. In erster und zweiter Ehe war er mit Töchtern des Senatspräsidenten am Hanseatischen Oberlandesgericht Dr. Johann Dücker verheiratet. In dritter Ehe war er seit 1926 mit Dora May (1884 – 1944) verheiratet, die getauft war, aber nach 1933 als Jüdin galt. Das Ehepaar hatte keine Kinder.

1929 wurde er Gründungsmitglied des RC Leipzig, über sein Engagement im Club ist einstweilen nur bekannt, dass er im Juni 1930 einen Vortrag über einen Rechtsfall aus dem Gebiet des Kartellrechts hielt. Bis zur Auflösung 1937 blieb er Mitglied, lernte also in diesem Kreis auch Carl Goerdeler, Ewald Loeser und weitere hier unter den Diskriminierten genannte Freunde kennen (siehe deren Biografien).

Als er nach der „Machtergreifung“ wegen seiner sog. „Mischehe“ unter erheblichen Druck geriet, hielt er zu seiner Frau. Sein Haus war eine „Zuflucht für Nazi-Gegner“ (Buchheim, S. 243). Wegen einer schweren Erkrankung gab er 1939 seine Anwaltszulassung zurück. Hansen starb 1940; seine Frau verlor den Schutz, den die „Mischehe“ ihr gegeben hatte. Am 21. Januar 1942, einen Tag nach der Wannseekonferenz, auf der über die „Endlösung der Judenfrage“ beraten wurde, wurde Dora Hansen in das Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga deportiert. Im Juli 1944 wurde sie zusammen mit 300 weiteren Häftlingen erschossen. Im KZ führte sie ein Tagebuch, das von ihrer „mütterlichen Freundin“ (Lang, S. 189), Gerda Gottschalk, gerettet und 1991 teilweise veröffentlicht wurde – ein „bleibendes Denkmal“ (Lang, S. 189) ihres Leides und Leidens.

Empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer / Oliver Werner, „Harald Hansen“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Oktober 2023]
https://memorial-rotary.de/members/2320