Prof. Dr. Hans-Jacques Mamlok (1875-1940) war von 1930 bis 1935 Mitglied des RC Berlin.

Mamlok stammte aus einer deutsch-jüdischen Kaufmannsfamilie in Posen, studierte ab 1893 Zahnheilkunde in Berlin, erhielt 1896 die Approbation und begann nach Studienaufenthalten in Dresden und Wien mit seiner praktischen Tätigkeit in Berlin. 1899 heiratet er die Kaufmannstochter Margarete Stern, das Ehepaar hatte zwei Kinder.

1902 eröffnete er gemeinsam mit drei Kollegen (von denen einer als in Auschwitz verschollen gilt) die Berliner Zahnärztliche Poliklinik, die bald eine führende Fortbildungseinrichtung wurde; außerdem war er Mitbegründer des Komitees für zahnärztliche Fortbildungskurse. Beide Einrichtungen waren Ausgangspunkt des 1911 in Berlin eröffneten Deutschen Zahnärztehauses. Mamlok kümmerte sich auch intensiv um zahnärztliche Lehrmittel und schrieb Lehrbücher, von denen eines bereits 1913 in englischer Sprache veröffentlicht wurde. Während des Ersten Weltkrieges leitete er eine zahnärztliche Lazarettstation in Berlin.

1919 wurde ihm in Anerkennung seiner Leistungen der Professorentitel verliehen. Nach Einführung der zahnärztlichen Promotion (1919) promovierte er 1921 in Greifswald. Anschließend arbeitete vor allem in seiner Privatpraxis, fungierte als Herausgeber mehrerer Fachorgane und publizierte zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze. Er galt als „Meister der Porzellanfüllungen“, seine entsprechenden Publikationen wurden in mehrere Sprachen übersetzt und machten ihn international bekannt. Darüber hinaus engagierte er sich in den Standesorganisationen der Zahnärzte. Gemeinsam mit seiner Frau lud er regelmäßig zu privaten Salons ein, die zu den angesehenen Treffpunkten der Berliner Gesellschaft wurden.

Vor diesem Hintergrund war es naheliegend, diesen hochrenommierten Arzt, der auch zahlreiche Prominente (Gustav Stresemann, den amerikanischen Botschafter, Nuntius Eugenio Pacelli etc.) behandelte, zur Mitgliedschaft in den RC Berlin einzuladen; im Juli 1930 wurde er aufgenommen.

Aufgrund seiner jüdischen Abstammung geriet er nach der „Machtergreifung“ rasch ins Visier der Nationalsozialisten, die ihm alle Herausgebertätigkeiten untersagten, sodass er sich auf seine Praxis konzentrierte. Aus der Nähe erlebte er die Verfolgung seiner jüdischen Kollegen, insbesondere des mit ihm befreundeten und ebenfalls jüdischen Greifswalder zahnmedizinischen Professors Hans Moral, der sich im August 1933 im Alter von nur 47 Jahren verzweifelt das Leben nahm; Mamlok widmete ihm einen Nachruf, in dem er den wahren Tod verschleierte.

Mamloks nationale und internationale Prominenz stieg noch erheblich, nachdem 1934 ein Drama von Friedrich Wolf aufgeführt wurde, dessen Hauptfigur „Professor Mamlock“ ist, ein deutsch-jüdischer Chirurg mit etlichen frappierenden Ähnlichkeiten mit dem Berliner Zahnarzt. Der Chirurg zerbricht unter den zunehmenden Repressalien nach der „Machtergreifung“ und begeht Selbstmord. In der Folge nahmen die Repressalien gegen den Berliner Zahnarzt Mamlok noch zu. Möglichweise musste er deswegen den RC verlassen; jedenfalls ist seine Mitgliedschaft letztmalig 1935/36 genannt.

Nachdem seine beiden Kinder Deutschland bereits nach Amerika verlassen hatten, emigrierte er selbst mit seiner Frau im April 1937. Sein Vermögen musste in Deutschland bleiben, er erreichte die USA völlig mittellos – aber als eine prominente Persönlichkeit: Das Theaterstück wurde soeben auf dem Broadway gegeben. Dies und seine zahnärztliches Renommee erleichterten ihm den Neuanfang in den USA, er erhielt zahlreiche Einladungen von Universitäten und seine Examina wurden ohne weiteres anerkannt, sodass er wieder praktizieren konnte. Nach seinem Tode infolge eines fortschreitenden Herzleidens nur wenige Jahre später wurde er sogar in der New York Times als „Pionier der modernen Zahnheilkunde“ gewürdigt.

© empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer, „Hans-Jacques Mamlok“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Mai 2022]; URL: https://memorial-rotary.de/members/1939

Prof. Dr. Hans Jacques Mamlok