Wilhelm Friedenthal (1883-1945) war von Februar 1932 bis Januar 1934 Mitglied des RC Breslau und ab Juli 1932 2. Sekretär.

Nach dem Abitur studierte Friedenthal einige Semester Rechts- und Staatswissenschaften (ohne Examen), absolvierte in der seinem Vater, Adolf Friedenthal, gehörenden, seit einem Jahrhundert bestehenden Tuchgroßhandlung Gebr. Friedenthal ein Volontariat und wurde Teilhaber. 1917 heiratete er die in Wilhelmshaven geborene, promovierte Studienrätin Dr. Fritze Friedenthal (geb. Borckenhagen, 1887-1985), die bis dahin in Berlin gearbeitet hatte; von Februar 1922 bis April 1933 arbeitete sie in der Sozialen Frauenschule der Stadt Breslau. Das Ehepaar hatte drei Kinder (Hermine Kanold, geb. Friedenthal; Dr. Elisabeth Friedenthal; Dr. Martin Friedenthal). Friedenthal wurde Mitglied der Deutschen Volkspartei.

Vor dem Hintergrund des Ansehens von Familie und Unternehmen lag es nahe, dass Friedenthal 1932 eingeladen wurde, dem RC Breslau beizutreten; er nahm häufig an den Meetings teil und übernahm kurz nach seinem Eintritt die Aufgabe des 2. Clubsekretärs. Mit dem Jahresende 1933 erlosch seine Mitgliedschaft.

Die Familie war evangelisch, geriet aufgrund seiner jüdischen Abstammung aber bald nach der „Machtergreifung“ unter erheblichen Druck. Das Unternehmen wurde 1932/33 aufgelöst bzw. arisiert; frühere Angestellte führten es als Einzelhandelsgeschäft unter dem Namen „Tuchhaus Ring 18“ weiter. Die Familie lebte danach von dem ihre verbleibenden Vermögen, das aber unter nationalsozialistische Kontrolle gestellt wurde.

Im Zuge der Novemberpogrome wurde Friedenthal vom 9. November bis 3. Dezember 1938 ins KZ Buchenwald verschleppt, von wo er nach dem Zeitzeugenbericht von Dr. Hans Lukaschek, der damals Rechtsanwalt in Breslau war und ihn während der NS-Verfolgung juristisch beriet, in „bejammernswerten körperlichen Zustand“ (Lukaschek) zurückkehrte. Während des Krieges wurde er zu Hilfsarbeiten in einer Kartonagenfabrik zwangsverpflichtet, zeitweise auch zu Schanzarbeiten an der Grenze. Erneut wurde Friedenthal vom 20. September 1944 bis 22. Januar 1945 in Kurzbach und Grüntal, Nebenstellen des KZ Groß-Rosen, zur Zwangsarbeit interniert. Das Ehepaar sah sich letztmals über den Jahreswechsel 1944/45, als die Familienväter dieses Lagers einen „kurzen Urlaub“ erhielten. Nach der Auflösung der Lager wurde Friedenthal ins bereits umkämpfte Breslau entlassen. Seine Frau und die Kinder waren inzwischen am 15. Januar vor der heranrückenden Roten Armee zu ihrer Mutter Heidelberg zu ihrer Mutter geflüchtet. Als Friedenthal – unter Androhung von kriegsrechtlicher Bestrafung - am 28. Februar 1945 von der NSDAP den Befehl zur Räumung seines Hauses erhielt, beging er Selbstmord.

In einem sich in den 1950er auf bedrückende Weise bürokratisch hinschleppenden Wiedergutmachungsverfahren erstritt die Witwe sich eine schließlich 1959 vom Landgericht Karlsruhe gewährte finanzielle Entschädigung.

© empfohlene Zitierweise: Hermann Schäfer / Oliver Werner, „Wilhelm Friedenthal“, in: Rotary unter dem Nationalsozialismus. Digitales Gedenkbuch diskriminierter Rotarier [Onlinefassung Stand Juli 2021]; URL: https://memorial-rotary.de/members/1149